Der neue Wanderführer – Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser

Das neueste Mitglied des Vereines «Kirchen und Tourismus Schweiz», die Stiftung VIA – Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser hat einen neuen Wanderführer herausgegeben. Dieser führt Interessierte anhand von 28 Etappen durch die Schweiz und eröffnet somit die Möglichkeit in die Geschichte der Hugenotten und Waldenser einzutauchen.

Weitere Informationen finden Sie unter:  https://www.via-huguenots.ch/de/nachrichten/artikel/wanderfuhrer-bestellen

Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert flohen über 60’000 Hugenotten aus Südfrankreich und Waldenser aus dem Piemont in die Schweiz. Die Kulturroute des Europarats «Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser» folgt ihren Spuren bis nach Nordhessen. Der neue Wanderführer beleuchtet die Geschichte der Flüchtlinge in der Schweiz und bietet spannende Informationen zum Kulturerbe.

«In 28 Etappen von Genf nach Schaffhausen» lautet der Untertitel des 96-seitigen Buchs, das die Stiftung «VIA – Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser» in enger Zusammenarbeit mit der Fink Medien AG herausgeben hat. Jede Etappe wird auf einer Doppelseite mit einer Karte, einem Foto und einem Text präsentiert. Hinzu kommen drei Routenvarianten sowie Stadtrundgänge in Genf, Lausanne, Neuenburg, Bern, Zürich und Schaffhausen. Diese weisen einen thematischen Schwerpunkt auf, bei vier Rundgängen können ergänzende Informationen via QR-Code abgerufen werden.

Einst Fluchtroute, heute Kulturroute
Die im Wanderführer beschriebene Kulturroute folgt über weite Strecken den Gewässern, auf denen einst die Flüchtlinge unterwegs waren. In seinem ganzen Einflussgebiet vom Genfersee bis Brugg organisierte Bern den Transport der Flüchtlinge vorzugsweise auf dem Wasserweg. Die «Glorreiche Rückkehr» der Waldenser über den Genfersee, das grösste dokumentierte Schiffsunglück der Schweiz auf der Aare bei Lyss, bei dem 111 Hugenotten ihr Leben lassen mussten, und die «Grosse Absendung» von 1699 über Limmat und Rhein, als Tausende Hugenotten und Waldenser die Eidgenossenschaft definitiv verlassen mussten: Das sind drei einschneidende Ereignisse mit «Wasserbezug», die im Wanderführer beschrieben werden.

Facettenreiches Kulturerbe
Die Kulturroute weicht von der einstigen Fluchtrouten ab, um an Orte zu gelangen, die von Hugenotten geprägt wurden. So führt sie auf das Jurasüdfussplateau bei L’Isle, wo ein hugenottischer Stahlproduzent wirkte, einer der ersten «Ethnologen» als Pfarrer tätig war und ein Militär Ludwig XIV. Flüchtlinge beherbergte. In Zofingen erfährt man, dass der erste Ringier Régnier hiess und Küfer war und bereits 1527 in der damals katholischen Stadt eingebürgert wurde. Zwischen Schafisheim und Lenzburg folgt die Kulturroute dem Stationenweg des Museums Burghalde Lenzburg zu den Indienneproduzenten Brutel de la Rivière. Mit weit über 100 kleinen Geschichten präsentiert der Autor das hugenottische und waldensische Kulturerbe in seinem ganzen Facettenreichtum und thematisiert auch Misserfolge und problematische Seiten, wie etwa die Verwicklung hugenottischer Industrieller in den Dreieckshandel oder die selektive Aufnahmepolitik der Eidgenossenschaft.

Historischer Überblick und thematische Zusatztexte
Besonders hilfreich für das allgemeine Verständnis ist der historische Überblick von Margrit Wick-Werder, aber auch 11 Zusatztexte bilden eine sinnvolle Ergänzung der Etappentexte und thematisieren u. a. den Einfluss der Hugenotten auf Wirtschaft und Gesellschaft: die Förderung der Uhrenindustrie, des Indiennedruck und des Gemüseanbaus, die Gründung französischer Kirchgemeinden in der Deutschschweiz und die grosse Solidarität der Bevölkerung mit den Flüchtlingen. Die Lektüre empfiehlt sich damit auch für Personen, die nicht vorhaben, von Genf nach Schaffhausen zu wandern. Der Wanderführer bildet das aktuelle Grundlagenwerk zu den Hugenotten und Waldensern in der Schweiz.
«Blick auf erloschene Vulkane» lautet der Untertitel der letzten Etappe von Schaffhausen zur Grenze in Barzheim mit Blick auf die Vulkane im Hegau. Er lässt sich aber auch auf die Flucht der Hugenotten und Waldenser übertragen, die gewissermassen eruptiv war, lange zurück liegt, aber als Kulturerbe erkennbar bleibt.

Zum Autor
Florian Hitz ist Ethnologe und Umwelterwachsenenbildner und hat langjährige Berufserfahrung im Asyl- und Integrationsbereich. Seit 2016 ist er zudem Projektleiter für die Stiftung VIA, Herausgeberin des neuen Wanderführers. Unterwegs von Chancy nach Barzheim entdeckte er nicht nur eine eindrückliche Fluchtgeschichte und ein vielfältiges Kulturerbe, sondern auch immer wieder reizvolle Landschaften. Diese Erfahrungen sowie historisches Wissen hat er in den Wanderführer «Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser» eingearbeitet.

Quelle: Florian Hitz, Stiftung VIA Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser
Bildquelle: Fink Medien AG / Marius Kaufmann